Nachdem die Stadtbadserenade am 1. Juni 2024 leider sprichwörtlich ins Wasser fiel, eröffnete die Open-Air-Saison des KulturSommerQuartiers in diesem Jahr die Berliner Band DOTA. Das Konzert am vergangenen Freitag lockte sowohl eingefleischte Fans als auch neugierige Neuhörer*innen an. Unter dem grünen Blätterdach hüpfte und tanzte die Musik – alles andere als der schwere staubige Duft von Hochkultur, der der sogenannten „Literaturvertonung“ oft anhaftet. Die schlichte Eleganz und zeitlose Strahlkraft Mascha Kalekós Dichtkunst passt DOTA wie angegossen. Und auch die knapp 300 Besucher*innen ließen sich von DOTA und ihrer bezaubernden Musik in den Bann ziehen. Zum Abschluss gab die Berliner Band noch einige Songs mit eigenen Texten zum Besten. Ein bisschen Quatsch und Leichtigkeit brachte das lustige Lied „Eichhörnchen“ und zu „Wir rufen dich, Galaktika“ saß dann niemand mehr auf den Stühlen und die Zuschauer*innen tanzten ausgelassen in den lauen Sommerabend.
Auf höchstem musikalischem Niveau ging es auch am Samstagabend weiter. Auf der Freiluft-Bühne tummelten sich gleich 40 hochkarätige Künstler*innen - Musiker*innen, Sänger*innen und Tänzer*innen. Das Odessa Symphony Orchestra unter der Leitung von Vitaliy Kovalchuk hatte zur musikalischen Reise nach Paris geladen und entführte in die bunte und glitzernde Welt des Cabaret. Zu hören waren u.a. berühmte Chansons wie „Non, je ne regrette rien“ - einst von der großen Édith Piaf gesungen, Ausschnitte aus dem Musical „Cabaret“, bis hin zu Jaques Offenbachs rasantes „Can Can“ uvm. Für das Publikum und Kulturbürgermeisterin Dr. Annette Prechtel, die auch schon am Abendzuvor Gast im Quartier war, ein absolutes Spektakel - nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen, denn die auffallenden Kostüme der Sängerinnen und Tänzerinnen, funkelten und glitzerten im stimmungsvollen Bühnenlicht.
Das Besondere am Odessa Symphony Orchestra: es setzt sich aus jungen talentierten Künstler*innen des Odessa Opernhauses zusammen. Seitdem russische Raketen auf Odessa gerichtet sind, befindet sich das Ensemble des Großen Opernhauses auf Konzertreise in Europa ohne Perspektive im eigenen Land. Die Solidarität, die das Forchheimer Publikum durch seine Anwesenheit, seine Begeisterung und Spendenbereitschaft ausdrückte, schenkte dem Ensemble um Vitaliy Kovalchuk Zuversicht und Mut für die Zukunft.
Eine ganz andere Färbung hatte der Familientag am Sonntag im „KönigsbadQuartier“.Zum ersten Mal öffnete das KulturSommerQuartier seine Innentüren und wurde zur erweiterten Freibadwiese des Königsbads. So konnten die Besucher*innen fröhlich im Wasser planschen, in der Sonne brutzeln, Pommes und Eis essen und zwischendurch immer wieder ins Quartier vorbeischauen um die drei Programm-Highlights mitzuerleben. Den Auftakt bei strahlendem Sonnenschein machte der Forchheimer Multi-Instrumentalist René Kraus – besser bekannt als „DerEnte“! Mit einer Mischung aus Konzert und Mini-Workshop zeigte er, wie man mit wenigen Handgriffen ein Instrument baut und dieses dann direkt im nächsten Song einsetzt. Mit vollem Körpereinsatz spiele er gleich mehrere selbstgebaute Instrumente und auch das Publikum machte beim „Handmade Techno“ mit. Dann wurde es sportlich: Mirjam Gruhl, die Leiterin der Tanzschule „360°“ hatte sich mit ihrem Team und ihren Tänzerinnen eine tolle Aktion ausgedacht: gemeinsam lernten Jung und Alt einen neuen Tanz – ein Riesenspaß für alle Beteiligten!
Danach zeigten die drei Tanzgruppen der Tanzschule „360°“ Grad ihr Können und brachten die Bühne mit ihren Hip-Hop-Moves zu beben. Tänzerisch wurde es auch beim Abschluss-Act Sven van Thom. Die Choreografie bei „Ich tanz den Spatz“ hatten wirklich alle im Publikum schnell drauf und am Ende des Songs segelten in alter HipHop-Manie die Hände auf und ab bei der Liedzeile „Schmeißt die Hände in die Luft und sagt: Piep!Piep!“. Sven van Thom und sein Mitmusiker Dominik Merscheid hatten nicht nur jede Menge lustige Lieder, an denen auch Eltern ihre wahre Freude hatten, mit im Gepäck, sondern auch viele verschiedene Instrumente: Gitarren, Ukulele, Bass, Trommeln, Tasteninstrumente, eine Loop-Maschine und als besonderen Hingucker, das mysteriöse Instrument Theremin. Der Preisträger der Deutschen Kinderliedpreises 2023 und sein Mitmusiker zauberten ein herrlich energetisches Konzert, und sorgten damit für einen perfekten Abschluss des Familientages!
Etwas erschöpft, aber sichtlich zufrieden zieht Kulturamtsleitung Lorenz Deutsch Bilanz vom Wochenende:„Für das Team des Kulturamtes war es ein Kraftakt, aber die Anstrengung hat sich gelohnt! Wir wurden nicht nur mit bestem OpenAir Wetter für die arbeitsintensiven Wochen belohnt, sondern auch mit vielen glücklichen und zufriedenen Gesichtern im Publikum! Der Gedanke, ein möglichst breites Publikum zu erreichen, ging mit der Programmauswahl voll auf: Unser Publikum reichte in diesen Tagen vom Kleinkind bis zu hoch betagten Herrschaften, die Darbietungen von konzertant bis partytauglich, im Zentrum stand aber immer die Musik, genauer: das Lied. Die stilistische wie inhaltliche Bandbreite waren hier natürlich enorm, die Qualität aber bei allen drei Tagen herausragend. Besonders freut mich, dass wir mit dem Shuttleservice zu den Veranstaltungen erstmals ein Angebot für kulturinteressierte Menschen machen konnten, die selbst nicht so mobil sind. Auch diesbezüglich hat uns positives Feedback erreicht.“
Das KulturSommerQuartier bietet noch bis zum 31. August 2024 ein abwechslungsreiches Programm.
Informationen und Tickets hier: www.forchheim.de/sommerquartier