„Es begann damit, dass ich in einem kleinen Auwäldchen an der Wiesent stand und fasziniert auf das Gewirr von Bäumen, Ästen und Zweigen blickte, das sich teilweise auch noch im Wasser spiegelte. Eine ziemliche Zumutung, wenn man vorhat, das Ganze zu zeichnen. Nachdem ich Skizzen und einige Handyfotos gemacht hatte, kehrte ich zurück ins Atelier und spannte eine große Leinwand auf. Ich arbeitete mit Kohle und Pastellkreide, zwei Zeichenmittel, die ich bisher kaum verwendet hatte. Seitdem gehe ich häufiger im Atelier mit Hilfe von Kohle und Kreide im Wald spazieren. Und manchmal begegne ich dabei auch Ludwig Tieck…“ umschreibt Winter seine Inspiration, die zu den großformatigen Werken mit Kantenlängen bis zu 2,10 m führte. Harald Winter lässt den Betrachtenden teilhaben an seinem ganz persönlichen Blickwinkel, jenseits überkommener Sehgewohnheiten.
Schon viele Jahre sind Harald Winter und sein künstlerisches Schaffen in der Stadt Forchheim präsent: Auch der Bezug zu Ludwig Tieck ist deshalb nicht wirklich ein Zufall, hat Winter doch sein in dieser Region jüngstes und auffälligstes Werk dem ungekrönten König der Romantik gewidmet - die 1,07 m hohe und 49,20m lange Installation eines metallischen Schriftbandes am Kersbacher Kreuz (2020). Nach dem Gewinn eines europäischen Wettbewerbs mit 101 Teilnehmern realisierte der Künstler 2020 seinen Entwurf mit dem Tieck-Zitat „Die ganze Natur ist dem Menschen, wenn er poetisch gestimmt ist, nur ein Spiegel, worin er nichts als sich selbst wiederfindet.“ Der „Kersbacher Kreisel“ zählt nach einem vom ADAC 2021 veröffentlichten Ranking zu den „11 außergewöhnlichsten Kreisverkehre(n) der Welt“.
Des Weiteren verwirklichte Winter in Forchheim ein Denkmal für den 1869 hier geborenen jüdischen Bankier Wilhelm Kleemann im Gehweg des Wilhelm-Kleemann-Weges (5,50 m langes Granitband mit eingelegten Edelstahlbuchstaben) und entwarf den „Zeitbrunnen“ für den Bahnhofsplatz Forchheim. Die Arbeit basiert auf dem Gedanken, fließendes Wasser und fließende Zeit in Bezug zu setzen und so die Wartenden zum Nachdenken über das Wesen der Zeit anzuregen. Granitquader dienen als „Stundensäulen“, aus denen Wasser fließt.
Neben zahlreichen internationalen Ausstellungen z.B. in Graz, Wien, Neapel, München und Berlin, in New York, London und Genf, präsentierte Winter sein facettenreiches künstlerisches Werk über die Jahre immer wieder in seiner Heimatstadt Forchheim: Eine kleine Auswahl aus zahlreichen Schauen sind die Sonderausstellung „Topsy-Turvy“ mit Arbeiten auf Papier, die 30-minütige, vertonte Slideshow: „If you would please look to the left!“, der Film „Katharina läuft durchs Haus“, die Aktion „Satzbaulust“ und das „MaxMoritzProjekt“.
Wer Winter kennt, weiß, dass er in der süditalienischen Gemeinde Castellabate eine zweite Heimat gefunden hat. Gerade ging in dem malerischen Städtchen in der Provinz Salerno in der Region Kampanien Winters Ausstellung „VOLTI DI CASTELLABATE“ zu Ende - mit 20.000 Gästen eine äußerst erfolgreiche Schau, die um zwei Monate bis in den Januar hinein verlängert wurde.