Für insgesamt 1.200 Meter Festungsmauern ist das Sachgebiet Bauunterhalt der Stadt Forchheim zuständig. Dazu kommen die Mauern des Grabens um die Kaiserpfalz herum mit noch einmal ca. 150 Metern. Im Haushalt der Stadt werden jedes Jahr Mittel angemeldet, um notwendige Arbeiten zum Erhalt des Mauerwerks ausführen zu lassen. Aus Sicht des Bauunterhalts müssen je nach Steinart und Zustand des Mauerwerks Fugen auch in Teilbereichen so saniert werden, dass kein Wasser mehr in das Mauerwerk eindringen kann. Außerdem sind wegen witterungsbedingter Erosion oder auch wegen eingewachsener Wurzeln Schäden in einigen Bereichen zu beklagen. Eine Sanierung ist hier mit einem hohen Aufwand verbunden. Besonders kostenintensive Sanierungen wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder aufgeschoben, sollen ab dem kommenden Jahr aber intensiver angegangen werden. Hierfür ist in 2022 ein Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich angedacht.
„Einfach ausgedrückt hat ein Steinmetz eine andere Sichtweise, eine Mauer zu sanieren als ein Biologe“, führt Andreas Penske, Leiter des Sachgebiets Bauunterhalt, aus, „Der Steinmetz möchte die Fugen einer Mauer abdichten, damit hier keine Feuchtigkeit mehr eindringt und der Stein möglichst gut erhalten bleibt. Der Biologe hat den Lebensraum Mauer, also die Pflanzen und Tiere im Blick, die in und an der Mauer gedeihen. Er möchte deshalb auch Feuchtigkeit und Fugen oder Löcher in der Mauer erhalten.“ Daraus ergibt sich auch die Herausforderung für die Sanierungsaufgabe: Nur wenige Sanierungsexperten berücksichtigen beide Aspekte. 2001 hat der der deutschlandweit tätige, erfahrene Agrarbiologe Schmiedinger den Umgang mit der Vegetation an den Wallmauern der Festung Rosenberg in Kronach postuliert. Auf dieser Grundlage hat Schmiedinger den Zustand der Forchheimer Bastion in einer gesonderten Expertise dokumentiert und ein Pflegekonzept erstellt, das bei den Sanierungsarbeiten der Maueranlagen berücksichtigt wird.
Andreas Geck, Leiter des Amtes für öffentliches Grün, betont, dass bei der Entfernung von Wurzeln und Trieben, die die Mauer schädigen könnten, z. B. von Haselnuss und Ahorn, in Forchheim seit jeher kein Gift eingesetzt wird: „In unserer Bastion leben Tierarten wie die seltene Töpferwespe und andere Mauerwespen, der Steinpicker - eine besondere Schneckenart, der Mauersegler, Eidechsenarten und viele andere Tiere, die die Mauer als ihren Schutz- und Lebensraum brauchen.“ Das Vorhandensein bestimmter Tierarten bestimmt den naturschutzfachlichen Wert der Wallmauern. Dazu kommen Flechten, Moose, Gräser und weitere erhaltenswerte Pflanzen, die die Mauer vor der Witterung abschirmen, für Feuchtigkeitsausgleich sorgen und den Tieren ein Blätterdach als Unterschlupf bieten.
Von Unkraut kann hier also nicht die Rede sein: Das Biotop Festungsmauer sollte so schonend wie möglich und deshalb rein mechanisch gepflegt werden. Bäume und Sträucher werden, soweit technisch möglich, bis zur Mauer zurückgeschnitten, um das Absterben des Gehölzes zu erreichen.
Das Wuchsverhalten z.B. der Efeupflanze wird dagegen regelmäßig kontrolliert, sie kann in den meisten Fällen belassen oder nur zurückgeschnitten werden, muss aber nicht immer entfernt werden. Langsam wachsende Triebe wie die der Eibe oder Wurzeln, die sehr weit unten an der Mauer wachsen, müssen nicht ständig entfernt werden, da ihnen die Kraft fehlt, an dieser Stelle Mauerteile zu schädigen. Anderes wird schonend beschnitten, vieles darf wachsen und gedeihen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Mauerkrone. Baumwurzeln können hier in die Auffüllung zwischen Sichtquaderschale und Schwergewichtsmauer eindringen und zu Verformungen der Mauerkrone führen, erklärt Schmiedinger. Gehölze sollten in einem drei Meter breiten Streifen im Bereich der Mauerkrone gefällt, die Wurzelstöcke ggf. gerodet werden. Auf eine Versiegelung der Mauerkrone mit Beton o. ä. möchte Schmiedinger dagegen verzichten, da hier wärmeliebende Tiere, wie z.B. die meisten Wildbienen nisten.