Es wird noch eine Projektsteuerung eingesetzt werden, dies soll der neu gegründete Rathaussanierungsausschuss des Stadtrates, der Anfang Dezember zum ersten Mal tagte, 2021 entscheiden. Hierdurch ist noch eine zusätzliche Kostensteigerung zu erwarten.
Zur Einstimmung besichtigten die Mitglieder des neuen Ausschusses die Rathausbaustelle im Livebetrieb: Die Baustelle wurde am 01. September 2020 mit der Baustelleneinrichtung begonnen. Im direkten Anschluss wurden die Dekontaminationsarbeiten im gesamten Dachstuhl gestartet und zwischenzeitlich der erste Teil der Arbeiten abgeschlossen (Freimeldung Schadstoff-Freiheit). Weiter geht es aktuell mit dem Abbruch der nichtstatischen Bauteile, z.B. von Fehlböden, nicht historischen Innenputzen, abgehängten Decken und Fußböden. Die historische Bausubstanz bleibt erhalten: Alle historischen Bauteile werden von Verfremdungen befreit und anschließend denkmalpflegerisch sensibel saniert.
Parallel dazu wird das komplette Rathaus eingerüstet, 85 Prozent dieser Arbeiten sind schon erledigt. Der große Lastkran dominiert schon seit einiger Zeit die Front des Hauses, während die Zimmerleute dem Rathaus ein Schutzdach überstülpen, das als Wetterschutz für zwei Jahre die Baustelle abdecken wird. Anschließend werden schadhafte Holzteile und Ziegel ausgetauscht, Flaschnerarbeiten durchgeführt und das Dach in das ursprüngliche Maß rückverformt.
Die Ausschreibung für den zweiten Teil der archäologischen Grabungen ist schon angelaufen. Die Archäologen werden 2021 u.a. in Arealen an der Hinterfront unter dem zukünftigen Aufzugturm graben. Wenn Mitte 2021 die weiteren Rohbauarbeiten (Unterkellerung, Gründungen) beginnen, werden die Archäologen die Baumeister*innen begleiten. Die stützenden Fundamente werden in Abstimmung mit den Archäologen errichtet.
Zusammen mit den Architekten aus Regensburg, Stephan Fabi und Peter Krackler vom Architektenbüro fabi architekten bda Part GmbB, Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein und Verwaltungsangehörigen wurden in der Dezembersitzung des Rathaussanierungsausschusses nochmals Ideen zum Nutzungskonzept diskutiert, v.a. Fragen zur zukünftigen Nutzung der einzelnen Räumlichkeiten aufgeworfen und die Kosten und Förderkulisse besprochen. Die Architekten nahmen die Vorschläge der Rät*innen zur Prüfung mit. "Wir haben die Gesamtkosten im Blick, das ist unsere gemeinsame Aufgabe!", war sich Oberbürgermeister Dr. Kirschstein mit den Anwesenden einig.
"Sanieren heißt Heilen…"
Eine erste Visualisierung der Planungsänderungen stellten die Architekten Stephan Fabi und Peter Krackler schon im Oktober in einer Sondersitzung des Stadtrates vor. Die fachlichen Ausführungen der Architekten wurden vom Gesamtstadtrat als sehr gelungen angesehen und sind hier kurz dargestellt:
Mehr Glas, mehr Raum - Licht und Transparenz werden die neu gestaltete Markthalle dominieren. Die Gäste treten durch eine gläserne Eingangstüre ein. Das Foyer ist befreit von Treppe und Einbauten der 60er/70er-Jahre und mit Vitrinen ausgestattet. Diese beinhalten Fundstücke der archäologischen Grabungen. Licht dringt nun auch durch zwei Rundbogenelemente, die ehemals zugemauert waren.
Im Zentrum steht in diesem Bereich die Markthalle, die Platz für Veranstaltungen bieten wird. Die historischen Türen bleiben nach innen bestehen, werden jedoch nach außen neu mit einer Holz- und Glaskonstruktion ausgestattet. Eine zusätzliche Fluchttüre wird parallel zur Fußgängerzone implementiert.
Hier werden die historischen Grabungen auf der Basis durchgeführter 3D-Scans visualisiert werden: Die Konzeption zielt auf eine barrierefreie, mehrsprachige und für alle Altersgruppen interessante Präsentation ab. Sie setzt auf modernste multimediale Technik, die mit allen Sinnen erlebt werden kann. Die Grabungsbefunde (Mauerreste) werden zusätzlich durch Sichtfenster im Boden der Markthalle und Glasfenster im Untergeschoss sichtbar erhalten. Dieser Umplanungswunsch des Stadtrates verlängert die Bauzeit um ca. sechs Monate in das Jahr 2024 hinein und wird mit Mehrkosten von voraussichtlich 600.000 Euro zu Buche schlagen.
Im Erdgeschoss wird die Tourist-Information in zwei neu gestalteten Räumen ihren Platz finden. Im Ausschnitt eines Fensters wird eine Ladestation für E-Bikes integriert, die von außen bedient werden kann. Des Weiteren werden Fächer angebracht, die die Mitarbeiter der Tourist-Information von innen bestücken können. Im Untergeschoss unter der Tourist-Information im Magistratsbau ist eine sogenannte „Bierothek“ geplant, in der Besuchergruppen Forchheimer Bier verkosten werden.
Im ersten Obergeschoss im Magistratsbau wird das Trauungszimmer eingerichtet. Dahinter befindet sich die sogenannte "Bohlenstube", die als zukünftiger Repräsentationsraum dienen wird und als historisches Kleinod das Schmuckkästlein des sanierten Rathauses sein wird. Das Foyer des Obergeschosses wird als „leichtes“ Element gestaltet und schwebt als Galerie über dem Eingangsbereich des Erdgeschosses. Auch hier wird durch eine komplette Verglasung auf Lichteinfall und Transparenz gesetzt.
Im zweiten Obergeschoss wird der große Saal reichlich Platz für Konzerte, Seminare oder Theateraufführungen aber auch Stadtratssitzungen bieten. Er bleibt in sich erhalten, es erfolgen keine neueren Einbauten. Der kleinere Rathaussaal dient als Vorraum oder als eigener Veranstaltungsraum. Ein weiterer Raum im Magistratsbau steht ebenfalls für Veranstaltungen zur Verfügung.
Das sanierte Rathaus wird komplett barrierefrei sein: Alle Geschosse werden mit einem eigenen, neu geschaffenen Glasanbau mit Aufzugs- und Treppenhausbereich zentral erschlossen und problemlos verbunden. Die Toilettenbereiche mit Behinderten-Toiletten sind neben Lagerräumen im Untergeschoss vorgesehen. Lüftungs- und Heiztechnik werden unter dem Dach installiert.
„Sanieren heißt Heilen...“, haben die Architekt*innen ihr Konzept überschrieben, „(…) das architektonische Gestaltungskonzept basiert auf dem Grundthema, dass alle neu implizierten Bauteile als eindeutig zeitgemäß modern in Form, Material und Detailausbildung gestaltet werden. Eine klare Ablesbarkeit von histor. Bausubstanz und neuen Bauteilen sollen dabei für den Besucher die zeitl. Abfolge der Maßnahmen deutlich sichtbar machen und einen Dialog mit der Vergangenheit ermöglichen.“