Seit Corona haben wir sehr viele neue Wörter gelernt. Ich gestehe, „Konferenzkekse“ war bisher nicht Bestandteil meines Wortschatzes. Was offensichtlich schlecht für die Keksindustrie ist, ist gut für unsere digitale Kompetenz. Es soll in den letzten Monaten ja ein kräftiger Digitalisierungsschub durch die Gesellschaft gegangen sein.
„Unter Digitalisierung versteht man das Umwandeln von analogen Werten in digitale Form“ findet sich als Definition online bei Wikipedia. Ich glaube, der Begriff wird bereits viel weiter und umfassender verstanden. Ganz selbstverständlich beziehen wir, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, auch Arbeits- und Tätigkeitsschritte mit ein. Eine veränderte Arbeitswelt ist bereits für viele von uns tagtäglich gelebte Realität. Und dennoch hadern wir immer wieder mit der Digitalisierung. Warum eigentlich? Bleiben wir gedanklich noch kurz bei besagter Videokonferenz: Der Austausch von Sachthemen ist freilich möglich – das Zwischenmenschliche jedoch kommt zu kurz. Die Mimik unseres Gegenübers sehen wir nicht, wenn gerade jemand anderes spricht. Die Konferenzsoftware entscheidet für uns, wo wir hinschauen sollen bzw. dürfen. Diese kleinen aber umso wichtigeren Bestandteile der menschlichen Kommunikation bleiben auf der Strecke. Wie offensichtlich auch die Kekse.
Digitalisierung ist gut und bringt uns viele Vorteile. Wir merken aber auch, es lässt sich nicht alles digitalisieren. Wir brauchen die menschliche Nähe und den sozialen Austausch. Wir wollen miteinander das Heute meistern und das Morgen gestalten – das geht gemeinsam besser und im echten Leben auch noch schöner.
Ihr
Dr. Uwe Kirschstein
Oberbürgermeister
