Wie Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein in einer sofort einberufenen Pressekonferenz mitteilte, lag gestern Morgen ein schriftlicher Abschlussbericht einer Ortsbegehung durch Sachverständige vom Freitag, den 05.06.20 vor, die im Zuge der geplanten Baumaßnahmen durchgeführt worden war. Im Bericht wurden Mängel am Bauwerk festgestellt, die einer risikofreien Nutzung entgegenstehen. Das Bauordnungsamt hat deshalb die Nutzung von Teilen des Hauses bis auf weiteres untersagt.
Im Gutachten heißt es weiter: „Die Häufigkeit der Befunde und die Tiefe der Schädigungen an vielen tragenden Holzbauteilen lässt offensichtlich eine stark herabgesetzte Standsicherheit erkennen. (…) Im Bereich Tanzschule lastet das Dachtragwerk punktuell auf stark geschädigte Holzbalken ab. Hier ist bei Versagen keine Lastumlagerung möglich.“ In der Konsequenz resultieren daraus für Teilbereiche der Tanzschule - betroffen ist der große Tanzsaal, nicht aber der kleine Saal und die Verwaltung der Tanzschule - massive statische Probleme: „Uns ist bewusst, in welchem Dilemma sich die Tanzschule befindet!“, so Oberbürgermeister Dr. Kirschstein, „nachdem die Tanzschule ja auch durch die Corona-Pandemie sehr gebeutelt ist und dieser erhebliche Mangel nun leider vor allem unseren Mieter trifft, werden wir hier auf jeden Fall den Dialog suchen!“
Bautechnisch gesehen etwas anders gelagert ist die Schädigung des großen Kolpingsaales, in dem nun vorläufig die Sitzungen des Stadtrates und andere geplante Veranstaltungen ausgesetzt werden mussten: „Im Bereich der Tonnendecke über Saal sind durch den sehr starken Insektenbefall die Querschnitte der Holzbalkenunterkonstruktion (…) umlaufend geschwächt. (…) Bei Ausfall weniger Aufhängepunkte kann es zu einem schlagartigen Versagen (Reißverschluss-Effekt) kommen“, heißt es im Gutachten. Hier droht der Putz großflächig herunterzufallen, auch können sich dadurch Teile der Holzkonstruktion lösen – kein statisches Problem, jedoch ebenfalls lebensgefährlich, da Deckenteile aus rund acht Metern Höhe herabfallen könnten. „Wir befinden uns hier noch in einem sehr dynamischen Prozess“, erläutert Oberbürgermeister Dr. Kirschstein, „seit heute Morgen liegt uns der Bericht vor, der uns eine „Gefahr für Leib und Leben“ attestiert. Wir sind sehenden Auges in die Situation mit dem bedauerlichen Zustand des Hauses hineingegangen, der Sanierungsstau war uns bekannt. Dass der Schaden aber derartige Ausmaße annimmt, war keinem klar!“
Nun gelte es, für den großen Saal schnellstmöglich und in der gebotenen Dringlichkeit einen Gerüstbauer zu finden, der im Rahmen einer Notsicherung ein Innengerüst aufstellen kann. Idealerweise kann auf diese Weise eine Nutzung für Sitzungen und kulturelle Veranstaltungen möglich werden, während zeitgleich darüber die Deckensanierungsarbeiten weitergeführt werden können. Ähnliche Konzepte sind von Kirchensanierungen her bekannt. Ob diese Option offen steht, klären Fachleute in den nächsten Tagen. „Wir wollen den Saal schnellstmöglich wieder nutzbar machen“, stellt der Oberbürgermeister in Aussicht, genauso hofft er, dass sich die Kosten für die Notsicherungsmaßnahmen im Rahmen halten werden und sich dadurch die Aufwendungen von insgesamt rund einer Million Euro für die Sanierung des Kolpinghauses in 2020 und 2021 nur geringfügig steigern werden.