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Verkehrsplanung: Der Mensch will Mobilität

Wussten Sie schon, dass der Mensch offensichtlich keine rechtwinkligen Kreuzungen mag und deshalb beim Aufeinandertreffen zweier Trampelpfade in der Regel eine Y-Gabel entsteht? Haben Sie schon mal beobachtet, dass europäische Fußgänger*innen in der Regel nach rechts und asiatische nach links ausweichen, um einen Zusammenprall zu vermeiden? Verkehr hat nicht nur etwas mit Straßenbau und Motorenentwicklung zu tun, sondern auch mit Psychologie und Soziologie.

Wie die Trampelpfad-Forschung zeigen konnte, lassen sich Fußgänger*innen nur ungern Wege aufzwingen und entscheiden oft, ohne groß darüber nachzudenken, ob sie einen Umweg für akzeptabel halten oder doch lieber die Abkürzung nehmen. Verkehr ist eben auch eine Frage der kulturellen Prägung. Was an einem Ort an Verkehrsplanung funktioniert, kann an einem anderen Ort krachend scheitern.

Unter räumlicher Mobilität versteht die Wissenschaft die Beweglichkeit von Menschen, Waren, Dienstleistungen und Daten in einem bestimmten Raum. Verkehr ist dabei nur ein Teil der räumlichen Mobilität. Hierbei geht es um Straßen, Brücken, Schienen oder Glasfasernetze. Es geht aber auch um Barrierefreiheit, Parken, Öffentlichen Nahverkehr, Energiewende, Kauf oder Sharing und darum, was Menschen Lust machen könnte, sich mehr zu bewegen und die eigene Gesundheit zu fördern. Mobilität ist also ein hoch komplexes Thema, das immer stärker unseren privaten und beruflichen Alltag bestimmt. Schon heute entscheidet es ganz maßgeblich über Erfolg und Misserfolg sowie das Wohlbefinden einer Gesellschaft. Der Mensch will Mobilität und entwickelt sie ständig weiter. Also sollten wir auch den öffentlichen Raum, in dem veränderte Mobilität stattfinden soll, immer wieder den neuen Erfordernissen entsprechend anpassen.

Für Forchheim müssen wir überprüfen, ob die Verkehrsplanung noch zu unserem heutigen Mobilitätsverhalten passt und überlegen, wie sich dieses in den kommenden 5, 15 und 25 Jahren verändern könnte. Unsere Stadt mag mit ihren vielen Verkehrsströmen von oben wie ein chaotischer Ameisenhaufen wirken. Als Wissenschaftler und Informatiker weiß ich allerdings, dass es sich in Wahrheit um ein dynamisches System handelt, in dem nichts zufällig passiert. Um Forchheim fit für die Zukunft zu machen, braucht es eine intelligente Programmierung und Steuerung dieses Systems. Die Entwicklung eines Mobilitätskonzepts ist daher eine der spannendsten und wichtigsten Aufgaben moderner Stadtentwicklung überhaupt. Als Oberbürgermeister bin ich mir dieser Verantwortung bewusst und weiß, dass wir nur dann erfolgreich sein werden, wenn wir möglichst viele Menschen an diesem Entwicklungsprozess aktiv beteiligen. Ein von der Politik oder Expertenteams vorgegebenes Verkehrskonzept wird nicht funktionieren. Wir brauchen ein individuelles Konzept, dass die Besonderheiten Forchheims respektiert.

Damit am Ende nicht lauter rechtwinklige Kreuzungen und schwere Kollisionsschäden entstehen, müssen wir Verantwortlichen von der Stadt Ihre Gewohnheiten und Bedürfnisse noch viel besser verstehen als heute. Deshalb darf ich alle Bürger*innen einladen, am Dienstag 03. März um 18.30 Uhr im Kolpinghaus am „Zukunftsforum Mobilität“ teilzunehmen. Einlass ab 18.00 Uhr.

Ihr
Dr. Uwe Kirschstein