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Stadt im Aufruhr?

Liebe Forchheimerinnen und Forchheimer,

am 7. Januar erreichte mich ein Schreiben von Herrn S., der das scheinbar alles bestimmende Thema in Forchheim anspricht. Aber auch Schlagzeilen wie „eine Stadt kommt nicht zur Ruhe“ beschäftigen mich. Ist die gesamte Stadtgesellschaft in Aufruhr?

Es geht natürlich um das „Mauerscheißer-Fest“. Da ich ein Anhänger von Zahlen bin, bemühe ich auf die Schnelle eine Internetsuchmaschine und finde für „Mauerscheißer-Fest“ rund 1090 Treffer. Bemerkenswert, da die Diskussion dazu erst im Dezember starten konnte. Quellen sind naturgemäß vor allem lokale Medien wie örtliche Zeitungen und Radio. Aber auch bei Focus und Antenne Bayern sind wir schon auf dem Radar. Facebook und Co. ist da noch gar nicht mitgerechnet, denn gerade dort und in den Online-Kommentarspalten der Lokalzeitungen finden teils heftige Diskussionen statt.

Ich wurde in den letzten Tagen einige Male gefragt, warum ich diesen Namensvorschlag unterstütze. Aus meiner Sicht kann ein mehrtägiges Fest in der Innenstadt nur dann funktionieren, wenn alle gemeinsam mit voller Kraft daran mitwirken. Unsere Citymanagerin Elena Büttner sah sich im letzten Jahr mit der Überraschungsaufgabe konfrontiert, binnen weniger Wochen einen Ersatz für das abgesagte Altstadtfest zu organisieren. Daraus entstand mit tatkräftiger Unterstützung von Gastronomen, Vereinen, Künstlern und der Stadt Forchheim das „Anstattfest“.

Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein

Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein

In meinem Stadtgespräch zum Anstattfest vom 22. Juni 2018 habe ich von der „Chance auf einen Neuanfang“ und einem „Fest der Vereine“ gesprochen. Genau das ist nun passiert. Erstmals arbeitet ein Großteil der innerstädtischen Gastronomie zusammen, steht geschlossen zu diesem neuen Fest, zu diesem neuen Konzept und auch zu diesem neuen Namen. Das hat mich beeindruckt und das will ich gerne unterstützen. Lassen Sie uns diesen Schwung einfach mitnehmen. Eine mögliche Ablehnung des neuen Namens könnte auch diejenigen entmutigen, die bisher mit Herzblut und voller Energie dabei waren. Das sollten wir vermeiden.

Ich wünsche mir, dass wir es gemeinsam probieren. Ich bin davon überzeugt, es lohnt sich, heute mutig zu sein und morgen gemeinsam zu feiern.

Kleine Störungen im geplanten zeitlichen Ablauf wurden hingenommen. Man setzte sich, begann zu warten und dachte „wird schon noch kommen“. Wegen drei Minuten brach niemand in hektischen Aktionismus aus. Niemand hatte Panik, dass eine Verabredung gänzlich ins Wasser fallen würde, nur weil man sich nicht pünktlich zum Glockenschlag in den Armen lag. Man war gelassener.

Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zu Vertrauen und derer zu Warten. In beiden Disziplinen hatten wir früher scheinbar mehr Übung. Heute muss alles sofort passieren, und wenn nicht, dann fehlt schnell das Vertrauen und alles wird gänzlich infrage gestellt.

Letztes Jahr stand für mich während der Weihnachtszeit die Übung der Dankbarkeit im Fokus. In diesem Jahr ist es die der Geduld. Welche Zeit des Jahres würde sich auch besser dazu anbieten als der Advent? Die Tage, die dem Warten auf die Ankunft des Jesuskindes und der inneren Vorbereitung darauf gewidmet sind.  Ja, schon das Warten an sich ist Teil der Vorbereitung. Wer warten kann, der kann auch loslassen. Wer Geduld hat, der hat auch Hoffnung. Das Vertrauen, das alles Notwendige im rechten Moment auf einen zukommt, das kann in dieser Zeit gestärkt werden.

Liebe Forchheimerinnen und Forchheimer, in wenigen Tagen steht Weihnachten vor der Tür und die Zeit des Wartens hat ein Ende. Ich hoffe, Sie alle haben die Adventswochen genießen und in positiver Weise für sich nutzen können. Geduld ist sicher eine Tugend, aber dennoch freue ich mich nun auf die bevorstehenden Festtage im Kreise von Familie und Freunden. Mögen für uns alle die kommenden zwölf Monate von Vertrauen, Zuversicht und Gelassenheit geprägt sein. Ich wünsche Ihnen nun von ganzem Herzen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Ihr

Dr. Uwe Kirschstein

Oberbürgermeister