Am Weingartsteig, im Forchheimer Stadtteil Burk, wurde 2020 ein neues Baugebiet mit landschaftlich geprägtem Charakter ausgewiesen. Ca. 40 Wohnhäuser sind in einem Teil des Gebietes geplant. Das Wochenend- und Erholungsgebiet ist reich an Strukturen und Gehölzen, ein Teil davon wurde auch als zu erhalten im Bebauungsplan festgesetzt, um den Charakter des Gebiets nicht ganz zu verändern.
Allerdings werden durch die bevorstehende Bebauung einige Quartiere für Fledermäuse und Vögel überbaut bzw. abgerissen (Gehölze, Schuppen, Holzstapel). Nach dem Bundesnaturschutzgesetz muss die Stadt nun Ersatzquartiere dafür bereitstellen, bevor die Erschließung und die Bebauung erfolgt (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen – CEF).
Die Fledermausfachleute aus Nürnberg, Büro Dr. Cordes, haben die Fledermausarten im vergangenen Jahr und in diesem Jahr kartiert – insgesamt 13 (von 26 in Bayern vorkommenden) verschiedene Arten konnten erfasst werden, darunter Abendsegler, Zwergfledermaus und Bechsteinfledermaus. Als Ersatzquartiere wurden nun drei Fledermaustürme mit Hilfe des städtischen Bauhofs und unter Beisein von Oberbürgermeister Dr. Kirschstein sowie Mitarbeiter*innen des Stadtplanungsamtes am Waldrand im Gebiet aufgestellt. Es handelt sich dabei um doppelgeschossige Holzkästen (75 x 75 x 110 cm) die auf einem ca. 5m hohen Eisenrohr aufgestellt wurden, man könnte auch sagen „Geschosswohnungsbau“ für Fledermäuse. Die unterschiedlichen Stockwerke können sowohl als Sommer- aber auch als Winterquartiere dienen. Die Höhe schützt die Fledermäuse vor natürlichen Feinden und gewährleistet freien Anflug zu den Quartieren, die über schmale Einschlupflöcher bezogen werden können.
Privateigentümer erklärten sich sofort bereit, auf ihrem Grundstück am Weingartsteig einen solchen Turm errichten zu lassen – die Familie will damit gerne der Natur etwas zurückgeben. Ebenso begeistert war ein weiterer Eigentümer, der einem Standort auf seinem Waldgrundstück im Gebiet gegenüber dem Gasthaus Sonne ähnlich schnell zusagte. Der 3. Turm ist im Stadtwald beim Wanderparkplatz aufgebaut worden.
Zur Information für interessierte Bürger*innen und Wandernde werden an den zwei frei zugänglichen Türmen (Parkplatz, Gasthaus Sonne) erläuternde Tafeln aufgestellt. Darauf kann man einige Fledermausarten ganz nah sehen und es wird von Störungen an den Türmen abgeraten. Die Tafeln verfügen auch über einen QR Code, mit dessen Hilfe noch mehr Informationen abgerufen werden können.
Übrigens werden im Zuge der Bebauung noch einige Kleinquartiere für Fledermäuse und Vögel angebracht, wie z.B. Fledermaussteine oder Nistkästen.
Die Gutachter waren sehr erfreut über die Bereitschaft der Anlieger, beim Fledermausschutz mitzuwirken, d.h. die Bereitschaft Bauen und Naturschutz zusammen zu bringen.