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Über 1200 Jahre Forchheim in Geschichte und Gegenwart

Vor 1200 Jahren fand der Name der fränkischen Stadt Forchheim erstmals urkundliche Erwähnung. In einem Kapitular, das Kaiser Karl der Große in der Weihnachtszeit 805 im lothringischen Diedenhofen ausstellte und darin den Waffenhandel mit Slawen und Awaren untersagte, wird Foracheim als einer von neun östlichen Grenzorten des Reiches erwähnt.
Geht man von den archäologischen Nachweisen aus, dürfte eine Siedlung an der Mündung von Wiesent und Trubbach in die Regnitz jedoch schon in vorfränkischer Zeit angelegt worden sein.

Die durch das Regnitztal gegebene günstige Verkehrsanbindung in Nord-Süd-Richtung und die exponierte Grenzlage zum Slawengebiet, der „Terra Sclavorum“, waren wohl die entscheidenden Motive für die Errichtung eines fränkisch-karolingischen Stützpunktes, wohl unter Karl Martell und Pippin d. J. (714 - 768). Nach der Reichsteilung gewinnt Forchheim noch durch einen anderen Aspekt an Gewicht: Seine mittige Lage zwischen dem bayerischen Zentrum Regensburg und dem wichtigen Frankfurt am Main ließ es zu einer bevorzugten Station für die reisenden ostfränkischen Könige werden. Es entstand eine Pfalz.

Mit Ludwig dem Deutschen kommt 849 oder 850 erstmals ein König nach Forchheim. Insgesamt sind bis 1149 23 königliche Aufenthalte nachgewiesen. Wichtige Hof- und Reichstage werden abgehalten, u. a. schließt Ludwig hier 874 mit Swatopluk (Zwentibold) von Mähren den „Frieden von Forchheim“. Unter dem Enkel Ludwigs, Arnolf von Kärnten, wächst die reichspolitische Bedeutung Forchheims weiter und erreicht 900 mit der Königserhebung von Ludwig dem Kind, dem einzig legitimen, aber unmündigen Sohn Arnolfs, ihren ersten Höhepunkt.
Als Ludwig elf Jahre später ohne Nachkommen stirbt, ist damit die ostfränkische Linie der Karolinger erloschen, was zu einer verfassungsgeschichtlichen Zäsur führt. Bei der Nachfolgerwahl am 10. November 911 brechen die in Forchheim vertretenen deutschsprachigen Stämme mit dem dynastischen Erbrecht und erheben aus ihrer Mitte den Frankenherzog Konrad zum neuen König. Damit war der Grundstein für ein deutsches Königtum gelegt.

Wenn auch der Name Forchheims durch diese Wahl mit der deutschen Reichsgeschichte fortan fest verbunden bleibt, setzte nun der Niedergang der hiesigen Pfalz ein. Mit den sächsischen Herrschern, die Konrad folgen, bilden sich im Reich neue Schwerpunkte und Zentralitäten. Das faktisch bedeutungslos gewordene Königsgut Forchheim wurde 1007 dem neugegründeten Bistum Bamberg zur Ausstattung geschenkt. Im Investiturstreit von 1077 lebt die frühere Rolle des Ortes nochmals auf, als hier Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig Heinrichs IV. gewählt wird. Offenbar hatte man sich den alten Königswahlort Forchheim als Legitimationshilfe ausgedacht.

Beim Aufbau des neuen Bistums spielt Forchheim eine wichtige Rolle, besonders in kirchenorganisatorischer Hinsicht durch die alte Urpfarrei von St. Martin. Nachdem um 1300 der Ort von einer Stadtmauer umgeben ist, und 80 Jahre später Fürstbischof Lamprecht von Brunn hier ein großes Schloss errichtet, nimmt Forchheim den Rang einer Zweitresidenz des Hochstifts Bamberg ein, der ab dem 16. Jahrhundert durch eine neue, größere Festungsanlage noch unterstrichen wird. Mit der Säkularisation von 1803 durch das Kurfürstentum Bayern wird in der Ortsgeschichte ein neues Kapitel aufgeschlagen, das Forchheim in die moderne Zeit führt. Neue Verkehrswege (1843 Ludwigskanal, 1844 Eisenbahn Nürnberg – Bamberg mit Bahnhof in Forchheim) sowie reichlich vorhandene Wasserkraft und Grundstücksflächen erweisen sich als günstige Faktoren einer industriellen Blüte.

Das o.g. Schloss Lamprechts, von den Einheimischen in Anknüpfung an die einstige Bedeutung des Ortes „Kaiserpfalz“ genannt, ist über die Jahrhunderte hinweg gänzlich erhalten geblieben, wobei besonders die kostbaren Wandmalereien aus der Entstehungszeit des Gebäudes überregionale Beachtung verdienen. Seit November 2008 präsentiert hier eine Außenstelle der Archäologischen Staatssammlung München wichtige Zeugnisse aus der Geschichte der Main- und Regnitzlande.

Die reiche Vergangenheit Forchheims zeigt sich noch heute in beachtlichen Resten der mächtigen Festung, aber ebenso in einzigartigen Fachwerkensembles, unter denen das des Rathauses und des Magistratsbaus zu den eindrucksvollsten in Deutschland zählen darf. Im historischen Stadtkern mischen sich die Baustile der Gotik, der Renaissance und des Barocks zu einer kompakten, dennoch abwechslungsreichen Kulisse, die von weiträumigen Grünanlagen im Stadtgraben umgürtet ist.

Landschaftlich gesehen bildet Forchheim das westliche Eingangstor zur Fränkischen Schweiz, einem reizvollen Mittelgebirgszug der Frankenalb, der vor über 200 Jahren von den Romantikern Tieck und Wackenroder als Reiseregion „entdeckt“ wurde.

Zahlreiche Burgen und Ruinen, die sich über der Wiesent erheben oder in engen Taleinschnitten verstecken, erinnern an ein mittelalterliches Rittertum, dessen Herrschaft einst Menschen und Dörfer dieses Landstrichs prägte, der vielfach als „Schlupfwinkel des deutschen Gemüts“ gepriesen wurde.

Ein gesunder Bestand an Bäckereien und Metzgereien sowie nicht zuletzt vier Brauereien im Familienbesitz gelten als „Flaggschiffe“ einer alten Forchheimer Handwerkstradition. So ist denn auch das Annafest, seit 1840 alljährlich um den 26. Juli auf dem Kellerberg gefeiert und von Zehntausenden besucht, ein Muss für alle Freunde fränkischer Bier- und Brotzeitkultur.  

Neben der mittelständischen Wirtschaft bestimmen heute auch größere Betriebe (Elektro- und Medizintechnik, optische Geräte, Süßwaren, Verpackungsherstellung, Logistik) den Lebenspuls der Stadt.

Im Zuge der bayerischen Kreisreform verlor Forchheim 1972 seinen Status als kreisfreie Stadt. Die „Große Kreisstadt“ mit über 30.000 Einwohnern gehört seither dem Landkreis Forchheim an und ist Sitz von kommunaler Kreisverwaltung und Landratsamt sowie weiterer staatlicher Behörden und weiterführender Schulen: Amtsgericht, Finanzamt, Gesundheits- und Vermessungsamt; zwei Gymnasien, eine Realschule, Fachoberschule, Berufsschule.
  
Das Gesundheitswesen wird dargestellt vom Klinikum Forchheim mit 225 Betten sowie 16 praktischen Ärzten, 57 Fachärzten, 35 Zahnärzten mit Kieferorthopäden und 15 Apotheken.

Wichtige kulturelle Einrichtungen sind das Pfalzmuseum mit dem oben bereits erwähnten Staatlichen Archäologiemuseum Oberfranken sowie einer stadtgeschichtlichen und trachtenkundlichen Abteilung, Volkshochschule, Junges Theater, Mundartbühne „Brettla“, Stadtbücherei (mit 38.500 Medien) und Ausstellungsraum Rathaushallen; Aufführungen (Konzerte, Theater, Kleinkunst, Vorträge) in Jahnhalle, Kolpingsaal, Rathaussaal, Pfalz-Innenhof, Bühne im Stadtpark oder Vortragssäle Sparkasse, Volksbank, Raiffeisenbank.

 

(Text: Dr. Dieter George, Kulturbeauftragter a. D. der Stadt Forchheim)

Daten und Fakten zur Geschichte der Stadt Forchheim von den Anfängen bis zum Jubiläumsjahr 2005 (s. Downloadbereich rechts)